Wir – meine Schwester, meine Stieftochter und ich – durften Anfang April 2025 für einen „Helfer-Einsatz“ nach Melampo. Bereits bei der Anfrage im Nov/Dez 2024 war ich von der sehr freundlichen, hilfreichen und herzlichen Antwort von Sandra Fischer begeistert. Mein Bauchgefühl stimmte sofort – es war die dritte Organisation, mit der ich Kontakt für einen möglichen Ausland-Helfer-Einsatz hatte. Die Freundlichkeit und Herzlichkeit zogen sich durchs Band hinweg: ich weiss gar nicht, wo ich anfangen und enden soll.
Wir sind am Samstagabend in Malaga angekommen und wurden am Sonntagmorgen sehr herzlich von Vreni Palma, José (Hauptpfleger) und der freiwilligen lokalen Helferin Gaia sowie natürlich den Vierbeinern – angefangen mit Sabrina, der Katze – begrüsst. Wir waren überwältigt von den wunderbaren Hunden, die alle sooo unglaublich lieb und freundlich sind. Sie haben sich riesig über uns Neulinge gefreut.
Von Anfang an war diese ruhige und spezielle Energie im Refugio für uns spürbar. Das hat sich sofort auf uns übertragen und total gepasst. Überhaupt hat der Aufenthalt einmal mehr gezeigt, wie stark Tiere unsere Energien und unser Verhalten spiegeln. Der so liebevolle, geduldige, respektvolle und sehr ruhige Umgang mit den Hunden führt dazu, dass wirklich fast alle Hunde zusammen in den Auslauf dürfen. José, welcher am meisten vor Ort ist, prägt diese Atmosphäre – jedenfalls empfanden wir das so – am meisten mit seiner unaufgeregten, herzlichen Art. Es war für uns immer am schönsten, wenn er am Arbeiten war, da er auch die grössten Gruppen der Hunde bildete und durch diese Konstellation immer eine spezielle, allumfassende friedliche Stimmung entstand. Aber auch all die freiwilligen Frauen, die wir trafen, und auch der zweite Teilzeitangestellte strahlen die Ruhe und vor allem diese warme, aufrichtige Freundlichkeit aus. Wir wurden von allen so unsäglich herzlich begrüsst und einfach so auf- und angenommen. Es dreht sich alles nur um die Hunde und ihr Wohlergehen.
Anfangs wussten wir nicht recht, was unsere Aufgabe ist. Wie Sandra in Aussicht gestellt hat, ist die effektive Mitarbeit im Tierheimalltag zweitrangig resp. gar nicht erforderlich. Natürlich packten wir auch mit an, beim Futter versorgen oder ich durfte mit José Torx und Zocco zum Tierarzt für die Kastration fahren. Auch beim Sammeln des Kotes auf dem Gelände packten wir öpe mau dSchuflä😊. Aber unsere Hauptaufgabe – und das begriff ich erst nach 2 Tagen – war wirklich, mit unserer eigenen Energie und Liebe, den Hunden Gesellschaft zu leisten. Und es wurde von niemandem mehr erwartet von uns, was mich umso mehr berührte mich aber auch erst verunsicherte; die Pfleger und die freiwilligen lokalen Helferhelden arbeiten und du sitzt da mitten in einer Hundemeute, streichelst und spielst nur rum. Niemand gab uns das Gefühl, was wir hier verloren hätten oder das mehr von uns erwartet würde. Die Hunde freuten sich von Tag zu Tag noch mehr über unsere Gesellschaft. Ich begriff, dass wir einfach eine willkommene und sehr geschätzte Abwechslung im Tierheimalltag waren und unser selbst sehr herzliche und liebevolle Energie, den Hunden einfach guttat. Die Hunde fanden es spannend, mit uns zu agieren, zu schmusen, zu spielen und natürlich, als wir nach dem 2. Tag anfingen, jeweils mit je einem Hund an der Leine spazieren zu gehen, war unsere tägliche Ankunft umso aufregender. Wir konnten dadurch unzählige Videos und Fotos der Hunde draussen machen, die zukünftigen Adoptanten vielleicht noch einen anderen Eindruck ermöglich. Zudem blüht die Vegetation im andalusischen Hinterland zurzeit fantastisch. Wir konnten unzählige wunderschöne Fotos mit Blumen im Hintergrund machen. Die Hunde sind allesamt wunderschön – Innen und Aussen. Wir haben uns von Tag zu Tag mehr verliebt. Tagtäglich verloren wir uns mehr in der Welt von Melampo. Es ist eine so ruhige, friedliche und enorm heilsame Welt. Man vergisst alles und kann total im Moment sein – so wird man von Tag zu Tag mehr Teil vom Hunderudel. Es gab nicht einmal eine Situation, die ich als heikel empfand – weder unter den Hunden noch gegenüber uns. Doch das ist nicht wahr; einmal sind meine Schwester und meine Stieftochter Frischlingen begegnet (junge Wildschweine), als sie mit zwei Hunden unterwegs waren. Wildschweinmütter sind bekanntlich nicht zu unterschätzen. Die Wildsaumama liess sich aber glücklicherweise nicht blicken.
Da wir alle selbst Hunde haben und ich persönlich den dritten aus dem Auslandtierschutz, massen wir uns an, die Energie, das Verhalten der Hunde gegenüber Menschen und den Artgenossen als aussergewöhnlich zu beurteilen. Nun begreife ich, wie gesegnet man ist, wenn man einen Melamperro adoptieren darf. Die Hunde entfalten durch das gegenseitige Verhalten resp. die gemeinsamen Ausläufe in Grossgruppen und die Energien untereinander sowie jene von den Menschen dort die wunderbaren Seiten ihrer Persönlichkeit. José hat gut beschrieben, wie neue Hunde, die vielleicht Schlimmes erlebt haben und/oder nicht so gut sozialisiert sind, von Tag zu Tag ruhiger werden, sich in das Rudel einfügen und mit der Zeit ihre Seelen heilen und die gleiche Energie entwickeln. Das spürt und sieht man, die Hunde sind alle so liebevoll und falls nötig einfach und liebevoll zu korrigieren. Die Hunde sind so verträglich, sozial und ausnahmslos freundlich – selbst in schwierige Situationen (Tierarzt, Medikamente, Autoverlad, etc.) wird weder geknurrt noch geschnappt. Letzteres höchstens im Spiel und noch das sehr sanft. Alle Hunde riechen überhaupt nicht ansatzweise wie Hunde aus Käfigen – kein Wunder, bei der zweimaligen, gründlichen Reinigung der Zwinger – sie sind allesamt sehr gut bemuskelt, haben glänzendes Fell, saubere Ohren und wirken sehr gesund und viele auch recht glücklich. Der tägliche zweimalige Auslauf ist für die Hunde klar das Highlight. Auf dem grossen Areal können Sie wirklich rennen und sich austoben. Meist sind sie jedoch zwischen den Zwingeranlagen bei den Menschen und nicht im bewaldeten Gebiet.
Die Freude und Überschwänglichkeit mit der wir seit dem ersten Tag durch die Hunde begrüsst und aufgenommen wurden, heilt auch tiefe seelische Verletzungen – das kann ich nun aus persönlicher Erfahrung wirklich sagen. Auch die zurückhaltenden Hunde wurden von Tag zu Tag zutraulicher, was mich besonders berührt hat. Trotzdem, dass die Hunde es vergleichsweise wunderbar haben, sehr gepflegt und gut ernährt sind, so merkt man doch bei fast allen, dass sie eigentlichen IHREN Menschen bräuchten. Bei allem Schönen und Schwärmen, darf man nicht vergessen, dass die meisten der Hunde sich wahnsinnig nach menschlicher Aufmerksamkeit, Zuneigung und einer exklusiven menschlichen Bindung sehnen. Auch wenn José und Co. ihr Möglichstes tun, den Hunden Liebe und Zeit zu schenken, so sind sie doch grösstenteils mit harter Arbeit beschäftigt und können unmöglich den Bindungspartner ersetzen, den die meisten Hunden ersehnen.
Vereinzelt wurden Hunde durch Menschen so schlimm behandelt, dass ihre Seelen trotz der Melampoliebe noch nicht geheilt sind und das vielleicht in dem Rahmen auch nie mehr können. Gerade diese armen, traurigen und ängstlicheren Seelen bräuchten dringend einen geschützten Rahmen, in dem nur sie mit IHREM Menschen zur Ruhe kommen und heilen können. Mir persönlich ist das sehr nahe gegangen – trotz dem fröhlichen, der eher unbeschwerten Hunde, hat mich die teilweise tiefe Sehnsucht der Hunde nach Liebe und IHREM Menschen sehr mitgenommen. Auf den ersten Blick könnte man denken, dass die Hunde ja hier eigentlich nichts mehr bräuchten, als sie haben; schöne Ausläufe, saubere Zwinger, gute Ernährung, eine gute medizinische Versorgung durch JJ (Juan Jesus – der Tierarzt😊!), Hundegesellschaft, Spielen und Rennen im Auslauf, aber (die meisten) Hunde brauchen auch Bindung zu einem Menschen, Familienanschluss, ein warmes Bett in einer ruhigen Umgebung, Sicherheit und Vertrautheit. Letztere Punkte sind auch in Melampo erfüllt, jedoch merkt man wirklich bei den meisten Hunden, dass sie auf IHREN Menschen warten und sich die Zuneigung von José und Co. einfach in Ministückchen teilen müssen. Die Blicke, die ich am Schluss ertragen musste, als ich mich verabschiedet habe, nachdem sie uns fast alle mit so viel Liebe überschüttet haben und wir sie nun doch zurücklassen mussten, haben mein Herz zerrissen. Auch jetzt während ich das schreibe und meine eigene wunderbare Hündin aus Bulgarien und meine adoptieren Katzen bei mir liegen, kommen mir die Tränen.
Wir alle hatten unsere Lieblinge, jedoch war es bis zum Schluss so, dass ich mich von Tag zu Tag noch in mehr Hunde verliebte und am Ende nicht wirklich eine Entscheidung hätte treffen können, welchen ich mitnehmen würde, da wirklich alle einfach nur wunderbare Seelen sind. Wenn man eine solche Hundeseele, die die Energie und den Zauber (das ist das richtige Wort) von Melampo in die Schweiz zu einem nach Hause bringen, wird man reich beschenkt. Diese Hunde sind etwas ganz Aussergewöhnliches. Nicht nur wegen ihrem Aussehen oder weil es Tierschutzhunde sind, sondern weil sie eine wunderschöne Aura ausstrahlen und eine spezielle Energie mitbringen, wie ich es so noch nicht gesehen oder gefühlt habe. Dies kann sicher jeder bestätigen, der einen Melamperro zu Hause hat.
Der Abschied fiel entsprechend schwer und emotional aus. Wir alle hatten nebst der tiefen Liebe für die Hunden auch eine tiefe Zuneigung für José mit seiner Art entwickelt. Nicht, dass die anderen Helfer und Mitarbeiter auch nicht wunderbar gewesen wären, aber mit ihm durften wir die meiste Zeit verbringen und es entstand eine spezielle Herzensverbindung. Die langen Abende (Schicht von 16.00 bis ca. 20.00h) mit den grossen Hunderudeln und José waren besonders magisch. Es ist eine andere Welt, dort im andalusischen Hinterland, mit einer Zufahrt, die einen 4x4 voraussetzt und wo man eigentlich ausser Gebüsch, Wildschweine und Schafe nichts mehr erwarten würde. Genauso passt es nämlich; es ist das Tor zu einer wunderbar magischen, friedlichen, Hundewelt.
Für mich persönlich ist klar, dass ich wieder kommen werde und mich nicht nur finanziell, sondern auch im Vereinsleben engagieren möchte. In San Roque verlor ich ein grosser Teil meines Herzens und wir alle bekamen uneingeschränkte, vorbehaltslose Liebe geschenkt. Ein riesiges Dankeschön an Alle für diese ehrliche Herzlichkeit gegenüber uns und unser grösster Respekt, was Ihr geschaffen habt, um diesen wunderbaren Tieren in der für sie schwierigen Situation, das bestmögliche Übergangszuhause zu bieten.
Wer nicht adoptieren kann; bitte unterstützt diese Organisation und diese Hunde sonst wie – finanziell oder mit persönlichem Engagement hier oder vor Ort. Wir haben gesehen und können bezeugen, dass jeder Rappen gebraucht und auch verwendet wird. Überflüssig ist nichts, nötig haben sie alles.
DANKE!
Nadja, Karin und Melina aus dem Kanton Bern
April 2025.